Freitag, 14. März 2008
Spiegelbilder
diva-deluxe, 21:32h
Für Miriam, weil du so unendlich viel Kraft hast.
In Gedenken an Philipp Haase,
du warst ein wundervoller Mensch, leider war uns nicht mehr Zeit mit einander vergönnt.
Prolog
Ein junger Autofahrer rast durch die Stadt, eine Kleinstadt wie es sie häufig in Deutschland gibt. Ein Ort in dem sich die Nachbarn Guten Morgen und Gute Nacht sagen.
Der Volkswagen schneidet die Kurven, bahnt sich seinen Weg durch den Ort und nimmt auf niemanden Rücksicht. Mütter bleiben mit ihren Kindern am Gehweg stehen, beschweren sich lautstark über das rüpelhafte Verhalten.
Doch keiner hält das Auto auf, niemand zeigt ihm die Grenzen.
Bis er das Leben eines jungen Paares verändert und sein eigenes zerstört.
Miriam und Karol, ein junges Paar, sie kennen sich seit dem Kindergarten. Liebe aber entstand erst vor einigen Wochen, die zeigen sie jetzt der ganzen Welt. Vergnügt schlendern sie mit einem Eis in der Hand durch die Stadt. Lebensfreude verbreiten sie überall und jeder der sie sieht wird davon angesteckt. Es ist ein ganz normaler Sommertag. Bis der Volkswagenfahrer den Weg durch eine kleine Gasse einschlägt und ohne Rücksicht auf die beiden zu steuert.
Von hinten hörte Karol noch seine Tante, die Eisladenbesitzerin, rufen. Doch schon im nächsten Moment ist es passiert. Das Auto fährt mit einer viel zu hohen Geschwindigkeit und das junge Paar steht im Weg. Miriam und Karol sind beide nicht in der Lage, dem Auto auszuweichen und werden brutal überfahren. Weit kommt der Fahrer aber nicht, die Gasse ist so eng, das man hier nur mit Schritttempo lang fahren kann. Nun zerschellt der Wagen an der nächstbesten Hauswand.
„Frau und Herr Hesser es tut uns Leid ihnen das mitteilen zu müssen, aber es besteht nur eine geringe Chance das die beiden durch kommen. Wenn sie das tun, dann werden sie aber beide ab der Hüfte abwärts gelähmt sein.“, der Arzt war noch jung, frisch aus dem Hörsaal könnte man meinen.
Das Ehepaar schaute sich an und schon brach die Frau in Tränen aus. Es waren zwölf Stunden seit dem Unfall vergangen und noch immer gab es keine Hoffnung für das junge verliebte Paar. Frau und Herr Hesser waren Miriams Eltern, sie kannten den Vater von Karol gut. Leider war er schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Europa, er lebte in Kanada und ließ nur gelegentlich etwas von sich hören. Die ganze Last trugen nun sie beide. Die Eltern von Miriam.
Seit den letzten zwölf Stunden bangten sie um das Leben der zwei. Doch nichts wirkte in dem trostlosen Krankenhaus danach. Alle Hoffnung schien zu schwinden.
Lange Stunden auf den Gang standen ihnen nun bevor.
Der Fahrer überlebte den Unfall nicht. Er war durch den Aufprall an der Hauswand sofort umgekommen. Das Warck wurde von der Feuerwehr entfernt. Die Bewohner der Stadt konnten es nicht glauben. Genau in ihrem Ort war es passiert. Es war nicht verhindert worden.
Zwei jungen Menschen wurden mitten in ihrem alles genommen, wenn nicht sogar ihr Leben.
Die ganze Zukunft war zerstört.
Nach einem Tag waren die Eheleute Hesser noch immer im Krankenhaus, das Wort Besuchszeit hatte für sie keine Bedeutung, alles was sie kannten war Angst. Jede Minute hofften sie darauf das auch nur einer der beiden die Augen aufschlug.
Doch nichts tat sich.
Seit den letzten zwölf Stunden hatte sich nichts getan. Ein Tag war nun vorbei, in der Kleinstadt war es ruhig, zu ruhig. Die Stelle an der das Unglück passiert war, hatte man Blumen nieder gelegt. Kerzen angesteckt und eine Mahnwache gehalten.
Jede Stunde kam jemand vorbei, legte eine Blume oder einen ganzen Strauß nieder und immer flossen Tränen. Es waren aufrichtige Tränen.
Freude kannte hier keiner mehr, jedes Glück schien fern ab zu sein.
Die Hausbewohner waren vorübergehend bei Freunden untergekommen, zu stark lag das Ereignis auf ihnen und beeinflusste jede Stunde. Kinder spielten nur noch in den Hinterhöfen und die anderen Jugendlichen trafen sich zusammen in der Kirche.
Der Pfarrer hatte angeboten eine Gesprächsrunde zu leiten in der sie sich alles von der Seele reden konnten. Die Mehrzahl kam und nahm dankend daran teil. Auch wenn viele unter ihnen nicht der Kirche angehörten, schienen sie doch gerade in dieser Zeit jede Hilfe zugebrauchen.
Im Krankenhaus, der nächsten größeren Stadt, interessierte es die Eltern von Miriam wenig, was gerade im Ort vor sich ging. Die Angst um die Jugendlichen war zu groß.
Der Arzt schaute jede Stunde in die Zimmer rein. Auch ihn nahm es deutlich mit, selbst als er frei hatte, ließ er sich stündlich anrufen von einer Schwester und die Vitaldaten durch geben.
Jeder der von dem Unfall und den Beteiligten gehört hatte, brachte seine Gefühle zum Ausdruck. Es hätte jeden treffen können, aber es traf Miriam und Karol. Zwei jungen Menschen, aus einem kleinen Dorf. Ganz normale Menschen.
Es zeigte sich ganze vier Tage lang keine Besserung, nichts veränderte sich. Leider musste der Alltag des Ehepaars weiter gehen und nur einmal am Tag konnten sie vorbei schauen. Doch die Hoffnung war immer noch da und auch die Jugendlichen kamen vorbei. Denn sie waren Freunde der beiden. Jeder der kam, brachte eine Blume, ein kleines Präsent oder einfach nur seine Anwesenheit mit.
Auch am fünften Tag nach dem Unfall war nichts geschehen. Heute hatten die Eheleute Hesser viel Zeit. Sie saßen in dem gemeinsamen Zimmer von Miriam und Karol. Die beiden erzählten ihrem Pärchen von den Begebenheiten. Auch von den niederlegten Blumen, alles fand Platz in der einseitigen Unterhaltung.
Nach einigen Stunden aber mussten sie vorerst gehen und in die Kleinstadt zurück kehren. Doch als sie gerade den Raum verließen, schlug Miriam die Augen auf. Sie blickte sich um, sagte aber nichts, viel zu anstrengend war es für sie. Die Monitore machten keine anderen Geräusche, aber die Schwester die das Zimmer eben betreten wollte, kehrte um. Sie informierte die Eltern und den Arzt. Alle eilten zu dem Zimmer.
Müde und abgeschlagen schaute sich Miriam um.
In Gedenken an Philipp Haase,
du warst ein wundervoller Mensch, leider war uns nicht mehr Zeit mit einander vergönnt.
Prolog
Ein junger Autofahrer rast durch die Stadt, eine Kleinstadt wie es sie häufig in Deutschland gibt. Ein Ort in dem sich die Nachbarn Guten Morgen und Gute Nacht sagen.
Der Volkswagen schneidet die Kurven, bahnt sich seinen Weg durch den Ort und nimmt auf niemanden Rücksicht. Mütter bleiben mit ihren Kindern am Gehweg stehen, beschweren sich lautstark über das rüpelhafte Verhalten.
Doch keiner hält das Auto auf, niemand zeigt ihm die Grenzen.
Bis er das Leben eines jungen Paares verändert und sein eigenes zerstört.
Miriam und Karol, ein junges Paar, sie kennen sich seit dem Kindergarten. Liebe aber entstand erst vor einigen Wochen, die zeigen sie jetzt der ganzen Welt. Vergnügt schlendern sie mit einem Eis in der Hand durch die Stadt. Lebensfreude verbreiten sie überall und jeder der sie sieht wird davon angesteckt. Es ist ein ganz normaler Sommertag. Bis der Volkswagenfahrer den Weg durch eine kleine Gasse einschlägt und ohne Rücksicht auf die beiden zu steuert.
Von hinten hörte Karol noch seine Tante, die Eisladenbesitzerin, rufen. Doch schon im nächsten Moment ist es passiert. Das Auto fährt mit einer viel zu hohen Geschwindigkeit und das junge Paar steht im Weg. Miriam und Karol sind beide nicht in der Lage, dem Auto auszuweichen und werden brutal überfahren. Weit kommt der Fahrer aber nicht, die Gasse ist so eng, das man hier nur mit Schritttempo lang fahren kann. Nun zerschellt der Wagen an der nächstbesten Hauswand.
„Frau und Herr Hesser es tut uns Leid ihnen das mitteilen zu müssen, aber es besteht nur eine geringe Chance das die beiden durch kommen. Wenn sie das tun, dann werden sie aber beide ab der Hüfte abwärts gelähmt sein.“, der Arzt war noch jung, frisch aus dem Hörsaal könnte man meinen.
Das Ehepaar schaute sich an und schon brach die Frau in Tränen aus. Es waren zwölf Stunden seit dem Unfall vergangen und noch immer gab es keine Hoffnung für das junge verliebte Paar. Frau und Herr Hesser waren Miriams Eltern, sie kannten den Vater von Karol gut. Leider war er schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Europa, er lebte in Kanada und ließ nur gelegentlich etwas von sich hören. Die ganze Last trugen nun sie beide. Die Eltern von Miriam.
Seit den letzten zwölf Stunden bangten sie um das Leben der zwei. Doch nichts wirkte in dem trostlosen Krankenhaus danach. Alle Hoffnung schien zu schwinden.
Lange Stunden auf den Gang standen ihnen nun bevor.
Der Fahrer überlebte den Unfall nicht. Er war durch den Aufprall an der Hauswand sofort umgekommen. Das Warck wurde von der Feuerwehr entfernt. Die Bewohner der Stadt konnten es nicht glauben. Genau in ihrem Ort war es passiert. Es war nicht verhindert worden.
Zwei jungen Menschen wurden mitten in ihrem alles genommen, wenn nicht sogar ihr Leben.
Die ganze Zukunft war zerstört.
Nach einem Tag waren die Eheleute Hesser noch immer im Krankenhaus, das Wort Besuchszeit hatte für sie keine Bedeutung, alles was sie kannten war Angst. Jede Minute hofften sie darauf das auch nur einer der beiden die Augen aufschlug.
Doch nichts tat sich.
Seit den letzten zwölf Stunden hatte sich nichts getan. Ein Tag war nun vorbei, in der Kleinstadt war es ruhig, zu ruhig. Die Stelle an der das Unglück passiert war, hatte man Blumen nieder gelegt. Kerzen angesteckt und eine Mahnwache gehalten.
Jede Stunde kam jemand vorbei, legte eine Blume oder einen ganzen Strauß nieder und immer flossen Tränen. Es waren aufrichtige Tränen.
Freude kannte hier keiner mehr, jedes Glück schien fern ab zu sein.
Die Hausbewohner waren vorübergehend bei Freunden untergekommen, zu stark lag das Ereignis auf ihnen und beeinflusste jede Stunde. Kinder spielten nur noch in den Hinterhöfen und die anderen Jugendlichen trafen sich zusammen in der Kirche.
Der Pfarrer hatte angeboten eine Gesprächsrunde zu leiten in der sie sich alles von der Seele reden konnten. Die Mehrzahl kam und nahm dankend daran teil. Auch wenn viele unter ihnen nicht der Kirche angehörten, schienen sie doch gerade in dieser Zeit jede Hilfe zugebrauchen.
Im Krankenhaus, der nächsten größeren Stadt, interessierte es die Eltern von Miriam wenig, was gerade im Ort vor sich ging. Die Angst um die Jugendlichen war zu groß.
Der Arzt schaute jede Stunde in die Zimmer rein. Auch ihn nahm es deutlich mit, selbst als er frei hatte, ließ er sich stündlich anrufen von einer Schwester und die Vitaldaten durch geben.
Jeder der von dem Unfall und den Beteiligten gehört hatte, brachte seine Gefühle zum Ausdruck. Es hätte jeden treffen können, aber es traf Miriam und Karol. Zwei jungen Menschen, aus einem kleinen Dorf. Ganz normale Menschen.
Es zeigte sich ganze vier Tage lang keine Besserung, nichts veränderte sich. Leider musste der Alltag des Ehepaars weiter gehen und nur einmal am Tag konnten sie vorbei schauen. Doch die Hoffnung war immer noch da und auch die Jugendlichen kamen vorbei. Denn sie waren Freunde der beiden. Jeder der kam, brachte eine Blume, ein kleines Präsent oder einfach nur seine Anwesenheit mit.
Auch am fünften Tag nach dem Unfall war nichts geschehen. Heute hatten die Eheleute Hesser viel Zeit. Sie saßen in dem gemeinsamen Zimmer von Miriam und Karol. Die beiden erzählten ihrem Pärchen von den Begebenheiten. Auch von den niederlegten Blumen, alles fand Platz in der einseitigen Unterhaltung.
Nach einigen Stunden aber mussten sie vorerst gehen und in die Kleinstadt zurück kehren. Doch als sie gerade den Raum verließen, schlug Miriam die Augen auf. Sie blickte sich um, sagte aber nichts, viel zu anstrengend war es für sie. Die Monitore machten keine anderen Geräusche, aber die Schwester die das Zimmer eben betreten wollte, kehrte um. Sie informierte die Eltern und den Arzt. Alle eilten zu dem Zimmer.
Müde und abgeschlagen schaute sich Miriam um.
... comment